Gerbstoffe und Tannine: Ihre Rolle in Natur, Medizin und Industrie

Gerbstoffe sind chemische Verbindungen, die die Fähigkeit besitzen zu gerben. Das bedeutet, sie wirken adstringierend, indem sie Proteine und andere Moleküle binden und somit schwerlösliche Verbindungen bilden. Diese Eigenschaft führt zu einer zusammenziehenden und austrocknenden Wirkung. Sowohl künstlich hergestellte Varianten, wie beispielsweise Synthane, als auch natürlich vorkommende Formen der Gerbstoffe sind bekannt.

Gerbstoffe werden seit langer Zeit zum Gerben von Leder genutzt. Historisch betrachtet waren Gerbereien im Mittelalter oft entlang von Wasserläufen angesiedelt. Diese waren jedoch eine bedeutende Quelle der Wasserverschmutzung, da sie erhebliche Mengen an verunreinigtem Abwasser produzierten. Die Gerber benötigten Wasser für die Reinigung, Verarbeitung und das Gerben von Tierhäuten sowie für das Färben von Leder. Die unkontrollierte Ableitung dieser Abwässer in Flüsse und Gewässer führte zu erheblichen Umweltproblemen, darunter schlechte Wasserqualität, Fischsterben und Gesundheitsprobleme bei den Anwohnern. In städtischen Gebieten wurden daher Regelungen erlassen, um die Standorte von Gerbereien festzulegen und somit die Bewohner und die Umwelt zu schützen.

Pflanzliche Gerbstoffe nennt man Tannine. Sie kommen in Blättern, Hölzern, Rinden, Früchten und Wurzeln vor. In Pflanzen erfüllen Gerbstoffe eine wichtige Rolle als natürliche Abwehrstoffe gegen mikrobielle Erreger und Schädlinge. Obwohl sie in der menschlichen Ernährung lange Zeit als unerwünschte Inhaltsstoffe galten, werden ihre vielfältigen Eigenschaften und Anwendungen heute genauer erforscht.

Eigenschaften und Vorkommen:

  • Bindung von Proteinen: Gerbstoffe können Proteine binden und ausfällen, was ihnen ihre adstringierenden (zusammenziehenden) Eigenschaften verleiht.

  • Vorkommen in Pflanzen: Gerbstoffe sind in vielen Pflanzen, insbesondere in ihrer Rinde, ihren Blättern und unreifen Früchten, zu finden. Bekannte Quellen sind Tee, Eiche und Walnuss.


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  • Spezifische Gerbstoffe: Ein Beispiel für einen spezifischen Gerbstoff ist Castalagin, der in Eichen- und Kastanienholz gefunden wird. Er gehört zur Gruppe der ellagitannins und trägt zur Farbe und zum Geschmack von Weinen und Spirituosen bei, die in Eichenfässern gelagert werden.

Verwendung und Vorteile:

  • Adstringierende Wirkung: Aufgrund ihrer Fähigkeit, Proteine zu binden, werden Gerbstoffe oft in Mundwassern und anderen Produkten verwendet, die eine adstringierende (zusammenziehende) Wirkung haben sollen.

  • Hautpflege: In der Hautpflege können Gerbstoffe dazu beitragen, Entzündungen zu reduzieren und kleine Wunden zu heilen.

  • Verdauungshilfe: In der traditionellen Medizin wurden Pflanzen mit hohem Gerbstoffgehalt oft zur Behandlung von Durchfall und anderen Verdauungsbeschwerden verwendet.

  • Weinherstellung: Gerbstoffe, insbesondere Castalagin, spielen eine wichtige Rolle in der Weinherstellung, insbesondere bei Weinen, die in Eichenfässern gelagert werden. Sie beeinflussen den Geschmack und die Farbe des Weins.

Histamin, ein natürliches Molekül, ist in Lebensmitteln wie Wein, Käse und Schokolade enthalten, das während des Reifungs- oder Fermentationsprozesses entsteht. Für manche Menschen kann der Verzehr histaminreicher Lebensmittel allergische Reaktionen auslösen, daher ist es wichtig, auf individuelle Toleranzen und mögliche Symptome zu achten.

Tannine: Pflanzliche Gerbstoffe

Brombeeren am Strauch
Brombeeren am Strauch
  • Polyphenolische Verbindungen: Tannine sind eine spezielle Gruppe von polyphenolischen Verbindungen, die in einer Vielzahl von Pflanzen vorkommen.

  • Bitterer und adstringierender Geschmack: Sie sind oft für den bitteren und adstringierenden Geschmack in bestimmten Früchten, Tees und Weinen verantwortlich. Tannine sind auch für das pelzige Gefühl verantwortlich, das man nach einem Schluck Rotwein oder beim Verzehr bestimmter Wildpflanzen wie der Beere des Schlehdorns verspürt.

Wilder Schlehdorn
Wilder Schlehdorn
  • Vorkommen in Nahrungsmitteln: Tannine sind in einer Reihe von Pflanzen zu finden, darunter Eichen, Teepflanzen, Trauben und verschiedene Beerenarten. Ein gutes Beispiel für eine Wildpflanze mit hohem Tanningehalt ist die Beere des Schlehdorns, aber auch Brombeeren, Heidelbeeren und Himbeeren enthalten Tannine.

Verwendung und Vorteile:

  • Gerben von Leder: Historisch gesehen wurden Tannine vor allem zum Gerben von Leder verwendet, was ihnen ihren Namen verleiht.

  • Gesundheitliche Vorteile: Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass Tannine antioxidative Eigenschaften besitzen und möglicherweise das Risiko von Herzkrankheiten reduzieren können.

Vorsichtsmaßnahmen und Überlegungen:

  • Hemmung der Nährstoffaufnahme: Es ist bekannt, dass Tannine die Aufnahme von Eisen und anderen Mineralien im Körper hemmen können.

  • Mögliche Nebenwirkungen: Bei übermäßigem Konsum können Tannine Magenbeschwerden verursachen.

Obwohl Tannine in vielen Lebensmitteln vorkommen und potenzielle gesundheitliche Vorteile bieten können, ist es ratsam, sie in Maßen zu konsumieren, vor allem wenn man Bedenken hinsichtlich der Nährstoffaufnahme hat.

Vorsichtsmaßnahmen:

Man sollte bedenken, dass, obwohl Gerbstoffe einige gesundheitliche Vorteile haben können, sie in großen Mengen die Aufnahme bestimmter Mineralien hemmen können. Es ist ratsam, sie in Maßen zu konsumieren und ihre Auswirkungen auf die eigene Gesundheit zu beachten.


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