Thujon: Nervengift oder heilendes ätherisches Öl?

Thujon, eine chemische Verbindung in Pflanzen wie Wermut, Salbei und einigen Zedernarten, ist bekannt für seine markanten Eigenschaften und Geschichte. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Einblick in Thujon, seine Geschichte, Verwendung und die damit verbundenen Vorsichtsmaßnahmen.

Thujon ist ein starkes Nervengift, das Halluzinationen und epileptische Krämpfe hervorrufen sowie schwere psychische Schäden verursachen kann.

Eigenschaften und Vorkommen von Thujon

  • Chemische Struktur: Thujon gehört zur Klasse der Ketone und ist bekannt für seinen charakteristischen, erfrischenden Geruch.
  • Natürliches Vorkommen: Es ist in mehreren Pflanzenarten wie Thuja (Zypressengewächse), Wacholder, Oregano, Thymian, Rainfarn, Rosmarin, Beifuß, Salbei und vor allem Wermut enthalten.
  • Ätherische Öle: Thujon macht bis zu 50 % der ätherischen Öle des Absinths aus und ist in verschiedenen Konzentrationen in den genannten Pflanzen enthalten.
Von der Medizin bis zur Küche: Wacholderbeeren, ein vielseitiges Naturprodukt mit einer langen Tradition.
Von der Medizin bis zur Küche: Wacholderbeeren, ein vielseitiges Naturprodukt mit einer langen Tradition.
Salbei im Spätsommer

Geschichte und Nutzung von Thujon

Im Jahr 1869 führte der französische Mediziner Valentin Magnan erste Versuche zur Untersuchung der Wirkungen von Absinth durch. Er experimentierte, indem er einer Gruppe von Hunden Alkohol gemischt mit Wermutöl gab, während eine andere Gruppe Alkohol erhielt, der mit Anisöl versetzt war. Die Resultate zeigten deutliche Unterschiede: Hunde, die mit Wermut behandelt wurden, zeigten Anzeichen von epileptischen Anfällen und Krämpfen, was Absinth einen schlechten Ruf bei Gesundheitsexperten einbrachte. Die Ergebnisse dieser Studie wurden 1874 in der renommierten medizinischen Zeitschrift The Lancet veröffentlicht. Allerdings wurde ein Verbot dieser Substanz erst mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs durch politische Entscheidungsträger eingeleitet, und andere europäische Länder folgten diesem Beispiel.

Verbot und Renaissance:

  • Verbot: Im Ersten Weltkrieg wurde Absinth in vielen europäischen Staaten verboten.
  • Wiederzulassung seit 1998: Die EU erlaubte wieder die Herstellung und den Genuss von Absinth mit moderatem Thujongehalt.

Medizinische Potenziale: Neuere Forschungen untersuchen die mögliche Verwendung von
Wermutkraut zur Behandlung von Morbus Crohn oder Schlaganfällen.


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Verwendung und Vorteile von Thujon

  • Absinth: Ein Hauptbestandteil des im 19. und frühen 20. Jahrhundert populären Getränks.
  • Aromatherapie: Wird wegen seines erfrischenden Aromas verwendet.

Vorsichtsmaßnahmen und Überlegungen

Toxische Wirkung: Thujon kann in großen Mengen toxisch sein und Krampfanfälle oder andere gesundheitliche Probleme verursachen.

Rechtliche Beschränkungen (Aromenverordnung):

  • Getränke und Lebensmittel dürfen maximal 0,5 mg/kg Thujon enthalten.
  • Bei Salbeizubereitungen ist der Grenzwert auf 25 mg/kg festgelegt.
  • In alkoholischen Getränken hängt der zulässige Grenzwert vom Alkoholgehalt ab.

Abschließende Überlegungen

Thujon ist ein Beispiel für die vielfältigen und manchmal widersprüchlichen Eigenschaften von Pflanzeninhaltsstoffen. Während es in der Vergangenheit als Bestandteil von Absinth berühmt und berüchtigt war, eröffnen sich heute neue Möglichkeiten in der medizinischen Forschung. Es ist jedoch wichtig, sich der potenziellen Gefahren bewusst zu sein und Thujon mit Vorsicht zu verwenden.


Alle Angaben ohne Gewähr. Bitte verwende nichts, was du nicht eindeutig bestimmen kannst! Bevor du Pflanzen verwendest, halte bitte Rücksprache mit einem Kräuterexperten. Bei medizinischer Verwendung konsultiere deinen Arzt.